BERLIN MITTE, Kolumne 22. März ( von Renate Rauch ).
Jutta Voigt beurteilt die Lokale nach dem Licht. Wo das Licht nicht gut ist, da geht sie nicht hin. Wenn die anderen schrecklich aussehen, sieht man selber schrecklich aus. Kürzlich hatte Jutta Voigt eine Lesung, ihre Kolumnen aus der "Zeit" sind beim Links Verlag als Buch herausgekommen: Wahlbekanntschaften. Es geht darin um Leute in Cafés. Die Beleuchtung im Café Bilderbuch war vorzüglich, mild und weich wie Seide, das schmückte Vorleserin und Zuschauer. Aber dann. Man betritt einen gewissen Ort und perdu ist die Illusion. Und so ist es immer und überall. Ob bei Lutter & Wegner oder im Weinstein, die Kabinette für Damen sind mit Strahlern ausgerüstet wie Verhörzimmer, grell, aggressiv und gnadenlos. Man sollte sie meiden. Aber man kann es sich nicht immer aussuchen. (rr.)
Quelle: Berliner Zeitung (Magazin), 26. März 2005, S. M01.
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